Alte Bande

Wenn das Jahr derart mild zu Ende neigt wie im November 2015 schnappt man sich am Besten eine komfortable Moto Guzzi California und schmeckt noch mal dem Sommer in Koroška und Štajerska, Slowenien und dem Friaul nach.

Moto Guzzi California Homolka TriestDem Ostösterreicher diente die Triesterstrasse seit jeher als bevorzugte Fluchtroute, weckt doch schon der Name Sehnsucht nach Weite, Meer, vergangenem Ruhm und jugendlichem Sommerurlaubsfeeling. Wir verlassen den ausgetretenen Pfad diesmal allerdings knapp fünfzig Meilen hinter dem Wienerberg, die Erkundung slowenischen Siedlungsraumes ist unser Ziel, und das beginnt nun mal gleich hinter Semmering und Wechsel.

Die Slawen haben nämlich hier schon früh ihre Spuren hinterlassen, klar und hell dahinfliessende Gewässern gemeinhin den Namen Bystrica gegeben, bei uns heisst der Fluss nach einer kleinen Lautverschiebung dann halt Feistritz, bei den Steirern kann daraus auch die Lafnitz werden. Und genau die entspringt als weisse und schwarze gleich hinter dem Feistritzsattel, den wir, nach kreuzungsfreier Anreise über die A2, von Gloggnitz aus gewinnen, die morgendliche Kühle hält die ausladende Scheibe der Guzzi fern.

Moto Guzzi California Homolka Radlpass (2)Weiter geht´s entlang der Feistritz, schwungvoll kurvig dem Flusslauf folgend, es liegt in der Natur der Sache, dass sich ein flink dahingurgelnder Flusslauf einen Weg durch die Berge sucht, der ziemlich genau dem Entspricht, was dem Motorradfahrer als Freude bereitende Streckenführung gilt. Genau so stellt sich die Sache hier dar, mal weit ausholend, dann wieder zwängen sich Fluss und Fahrbahn durch eine Engstelle, einige wenige, scheinbar aus der Zeit gefallene Orte zwingen zum zurück Schalten. In Kogl lockt die märchenhafte Bahnstation mit ihrer Imbis-Greislerei zu einer ersten kurzen Kaffepause.

Moto Guzzi California Homolka Opcina (7)Graz umfahren wir grosszügig über die Autobahn, über Stainz und Deutschlandsberg finden wir bei Eibiswald den Einstieg in die Passstrasse nach Süden. Deutschlandsberg muss so heissen, im Grenzgebiet, wo sich Etnien mischen legte man Wert auf eindeutige Zuordnungen, soll uns gleich sein, ob der folgende Pass nun Radl oder Radlje heisst macht akustisch jedenfalls kaum einen Unterschied.

Selbst die Staatsgrenze, die mal so gut gesichert war, dient heute nur mehr als grobe Orientierung, wie ein Freilichtmuseum wirken die Zollgebäude oben am Pass, nur die Trafikbude ist von Leben erfüllt, was Tabaksteuern anlangt haben uns die Slowenen etwas voraus. Auch was die Kurven angeht sind die am Südhang unterhaltsamer, im Gegensatz zu steirischer Seite geht es hier recht steil zu, da versteht man schon, warum der Herr Papa auf der Urlaubsreise an die Adria hier immer etwas nervöser wurde.

Moto Guzzi California Homolka SobothEntspannen kann man sich im Drautal, erstens befinden wir uns spürbar südlich der Alpen, zweitens wartet in der Gostilna Na Lipi in Muta die Köchin mit herzhafter lokaler Kost. Nach dem Café geht´s dann weiter auf der abwechslungsreichen und recht verkehrsarmen Bundesstrasse nach Dravograd/Unterdrauburg. Dort wechseln wir wieder mal den Fluss, entlang der Mieß cruisen wir weiter richtung Süden, die B4 verbindet immerhin einige wirtschaftlich bedeutende Regionen in Koroška und Štajerska. Die Sprachverwirrung stammt von 1919, seither gehören Untersteiermark und Slowenisch Kärnten zu Königreich Jugoslawien, das aber bekanntlich auch schon wieder Geschichte ist. Genau wie Windisch Graz, das heisst nun Slovenj Gradec, seit 1222 war es Stammsitz derer von Windischgraetz, noch zu Beginn des letzten Jahrhunderts zu 80% deutschsprachig.

Im unansehnlichen Velenje biegen wir nach Westen ab, die massive Industrialisierung erklärt sich spätestens in Gorenje, da erkennt man unschwer, wer hier die Devisen verdient. Der Savinja und der Dreta ins Quellgebiet folgend gelangt man wieder in unberührte Gegenden, mitten drin erhebt sich plötzlich die Kirche von Nova Stifta aus den grünen Wiesen, dahinter der umwölkte Pass über die Steiner Alpen. Die sind benannt nach Kamnik, vulgo Stein, eine sehenswerte mittelalterliche Industriestadt und historischer Verkehrskontenpunkt an der, tja, Steiner Feistritz, Besuch dringend angeraten.

Moto Guzzi California Homolka Opcina (5)Kurz danach erreicht man Laibach, und zwar, logisch, auf der Wiener Strasse, erst jenseits der Stadt darf sie wieder Triester Strasse heissen, das kurze Stück im Zentrum hört auf den schönen Namen Bleiweisova Ceska, zu Ehren des Journalisten, Arztes und `Vater der Nation´ Janez Bleiweis. Wenige Kilometer hinter dem Ortsende bietet sich ein Besuch im Technischen Museum Sloweniens mit seiner Sammlung der Fahrzeuge von Jozip Broz Tito an, man findet es unschwer im Schloss von Bistra (diesmal ohne -ica!), die California am Parkplatz stielt so manchem Ausstellungsstück die Show.

Was folgt ist eines der schönsten Teilstücke der Triester Strasse, kühn durch das Gebirge getrieben, übertroffen nur von der oft sichtbaren Trasse der Südbahn. Loitsch, das als Autobahn Abfahrt Logatec immer wie ein IT Unternehmen klingt, erweist sich als hübscher uralter Verkehrsknotenpunkt zwischen allen Himmelsrichtungen, Postojna ist für seine Adelsberger Grotte schon seit Jahrhunderten bekannt, Lipica kurz danach wegen seiner weissen Pferde sowieso.

Moto Guzzi California Homolka Triest (4)Womit wir auch schon fast in Opicina sind, klingt doch auch eher slowenisch, und auf Triest blicken, die Stadt am Ende der grossen Strasse, deren Bevölkerung auch meist slowenisch war, die Oberschicht deutsch, erst seit nicht einmal hundert Jahren behaupten die Italiener es wäre ihre. Das machen sie übrigens auch mit Devin, das sich als erfrischender Etappenort am Meer anbietet, wenn man sich den Abstecher an die `echte´slowenische Küste zwischen Koper und Piran ersparen möchte, Rainer Maria Rilke hat es ja auch so gehalten und dort im Schloss derer von Thurn und Taxis seine Duineser Elegien zu Papier gebracht.

Über die Umstände des Seitenwechsels, die Grausamkeit des Ersten Weltkriegs, aber auch die Gemeinsamkeiten dieses uralten Kulturraums geben zahlreiche Ausstellungen und Veranstaltungen zu beiden Seiten der Isonzofront beredt Auskunft, wir Nutzen den Sontig beziehungsweise die Soča als beschwingte Verbindung hinauf in die Karnischen Alpen. Kurz nach Kobarid/Karfreit lohnt ein Abstecher ins Seitental zur Pristava Lepena zwecks Stärkung oder Übernachtung, dann geht es weiter über den Vršić Pass nach Krajnska Gora. Hinunter geht es wieder mal entlang der Drau, immer schön am Südhang entlang, auf reizenden Nebenstrassen, bis uns bei Hrib die Kokra zum See hinauf führt, aus dem sie entspringt, und der dem Seeberg Sattel seinen Namen gibt.

Moto Guzzi California Homolka Pristina Lepena (2)Womit wir wieder in Österreich wären, genau genommen in Kärnten, wo man nicht besonders gerne mit der Tatsache konfrontiert wird, dass man möglicher Weise slowenische Wurzeln hat. Wer Diskussionen aus dem Weg gehen will, nimmt gleich nach der Passhöhe rechter Hand die Abzweigung zum Paulitsch Sattel, gleich ist man wieder drüben in Slowenien, über abgeschiedene Hochalmen, kleine Sättel und durch dichte Wälder führen, teils geschotterte, Nebenstrassen hinunter nach Črna na Koroškem, der Heimat von Tina Maze. Und wieder können wir einem Fluss folgen, die Miza fliesst bald in die Drau, von der Mündung ist es nicht mehr weit bis auf die Soboth!

Hoteltipps

A La Dama Bianca
Das Haus erinnert an die Hochblüte des Adriatourismus in den frühen Neunzehnhundertsechziger Jahren, schlichte, damals moderne Architektur, `folkloristische´ Einrichtung, der Chef persönlich weist Zimmer und die -spärlichen- Parkplätze zu. Nur sieben Zimmer, dafür alle mit Meerblick, direkt davor der hauseigene Strand, das auch bei Einheimischen beliebte Restaurant auf der Terrasse und die Bar für den Sprizz Aperol. Etwas gesetzter geht es gleich nebenan in der Villa Gruber zu, das Haus im alpinen 30er Jahre Stil steht schattig in einem dichten Garten, den Strand darf man auch mitbenutzen.
Und zwischendrin wartet mit dem Cavaletto ein hervorragendes Restaurant mit frischen Meeresfrüchten auf anspruchsvolle Esser.
www.alladamabianca.com

Pristava Lepena
Silvia und Milan Dolenc haben lange in Diplomatie und Industrie gearbeitet, zu letzt in New York, und sich schliesslich, im endlich unabhängigen Slowenien, ihren Traum erfüllt. In einem Seitental der Soča haben sie den Auwald gerodet, authentische Holzhäuser errichtet, und eine Lipizzanerzucht gestartet. Rund um die Weide gruppieren sich die Wirtschafts- und Stallgebäude, versteckt im Wald stehen kleine Wohnhäuschen, gleich an der Einfahrt das Wirtshaus, wo zum Abendessen nur Produkte aus der Umgebung auf den Tisch kommen, von Pilzen über Wild bis zum Bärenschinken.
www.pristava-lepena.com

Essen

Gostina Pri Lipni
Echte Kärntner Gaumenfreuden verspricht das Gasthaus `Zur Linde´ in Muta an der Drau, direkt dort, wo die Radl Pass Strasse das Tal trifft. Kärntnerisch kocht man denn auch hier, wenn auch die südliche Variante, was nur gut sein kann, eher selten jedoch ausgesprochen leicht. Von Kübelfleisch mit Apfelkren über Grammelsuppe reicht das Angebot bis zum Hirsch in der Obstsosse, zum Desert reicht man etwa Struklji aus Buchweizen mit Walnussfülle. Zur Verdauung werden vorzügliche selbst gebrannte Schnäpse gereicht, da trifft sich´s gut, dass man hier auch gleich nächtigen kann.
www.slowenien-urlaub.at

La Subida
Josko Sirk hat sein Reich zwar knapp hinter der Grenze bei Zegla, doch für den kleinen Umweg wird man reichlich entschädigt. Aus ganz Oberitalien pilgern Jünger der Slow Food Bewegung zum alten Familienhof in den Hügeln des Collio, um der Küche der Familie Sirk zu huldigen. Die können zwar alle wirklich ganz ausgezeichnet Kochen, sich aber auch auf ihre Lieferanten aus der unmittelbaren Umgebung verlassen, die auch alle keine Unbekannten sind. Nur beim Essig vertraut Josko keinem anderen, den macht er sich selbst, aus eigenen Trauben, in der beeindruckenden hölzernen Acederia im Wald hinter dem Haus. Und während man in der gemütlichen Stube sein saisonales Menú geniesst, diskutieren sie am Stammtisch bei reichlich Wein über die Spitzfindigkeiten der Gastronomie
www.lasubida.it

Anschauen

Technisches Museum Bistra
Das Museum befindet sich in der Anlage eines Karthäuser Klosters aus dem 12. Jahrhundert gruppiert, welches wiederum auf den Mauern einer römischen Siedlung fusst. Unter Joseph ii. wurde es zu einer Burgresidenz umfunktioniert, samt Mühle und Wirtschaftsgebäuden. In diesen findet eine beeindruckende Ausstellung zu den Errungenschaften slowenischer Forscher und Erfinder, wie etwa Nicola Tesla, Beispiele früher Industrialisierung, aber auch die Sammlung der Fahrzeuge von General Tito. Und der verfügte tatsächlich über einen beeindruckenden Fuhrpark, vom `39er Mercedes 540 K über einen vom slowenischen Volk geschenkten Rolls Royce, bis zum Packard 1937, ebenfalls ein Präsent, diesfalls von Kollegen Stalin.
www.tms.si

Pot Miru
Der `Weg des Friedens´ führt von der Adria entlang des Isonzo bis auf die höchsten Gipfel der Julischen und Karnischen Alpen. Entlang der einstigen Front im Ersten Weltkrieg wurden Stellungen zu informativen Freilichtmuseen umgewandelt, Soldatenfriedhöfe zu Bedenkstätten, die alten Artelleriestellungen wieder zugänglich gemacht und mit plakativen und interaktiven Installationen versehen. Ihren Fokus finden die Aktivitäten im Museum von Kobarid, wo auch ein international arbeitendes Friedens-Forschungs-Institut seinen Sitz hat. Es empfiehlt sich, vor Reiseantritt die vielfältigen Infos auf der Webseite zu studieren, anhand der dort verfügbaren Karten lassen sich so problemlos Abstecher nach persönlichem Interesse in die Reiseroute einflechten.
www.potmiru.si

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert